Korkengeld im Restaurant

Gabriel_profil_icon Von Rene GabrielPremium_small, am 29. Mai 2009 05:15

Wir nahmen wie immer ein paar Flaschen Wein zum Lunch mit. Das Lokal ist bei mir in der Nähe und ich kehre dort oft und auch gerne ein. Nicht dass die Weinkarte schlecht wäre - im Gegenteil. Aber wenn man halt unter Freunden zu einem Kartenspiel plant, dann soll auch gleich jeder eine Flasche Wein aus dem Keller mitnehmen. Auf einem Zettel auf dem Buffet entdeckte ich den Tarif vom Korkengeld der an uns zu verrechnen war. Für die erste Flasche 25 Franken, für die zweite noch 20, für die dritte 15 und für die letzte noch gerade 10 Franken. Das ist wirklich ein Freundschaftspreis und eine Formel, wie ich sie selbst noch nicht kannte.

Wenn man schon Wein mitnehmen darf, dann fragt man auch nicht lange, was dann das Korkengeld kostet. Doch was ist angebracht, respektive fair?

Der Rekord hält bis jetzt ein Nobelhotel in Interlaken inne. Dort war ich einmal als Entertainer beauftragt und die Gesellschaft wollte Schweizer Weine zum Diner. Ich besorgte diese Flaschen, passend zum mir kommunizierten Menu. Also verrechnete ich Weine und meine Gage an den Veranstalter. Der Veranstalter wiederum zahlte Menu und Korkengeld ans viktorianische Hotel. Später erfuhr ich, dass pro Flasche 80 veritable Schweizer Franken Korkengeld in Rechnung gestellt wurden. Also kostete eine einfache Flasche Zürcher RieslingxSylvaner den Veranstalter über 100 Franken im grossen Saal! Das wäre an sich schon einen Eintrag ins helvetische Guiness-Buch wert gewesen.

Nicht viel günstiger geht es, so weit ich mich erinnern kann, auf dem sonnigen Berg in Zürich zu und her. Hier hörte ich einmal den inoffiziellen Tarif von 70 Franken pro önologisches Mitbringsel. Auch unverschämt - finde ich.

Natürlich hat das Ganze gegen unten eine Grenze. Es soll nicht ankommen, dass eine Gesellschaft billigen Wein mit nimmt, um beim geplanten Bankett sparen zu können. Ich finde ein Korkengeld soll mindestens so viel kosten, wie die günstigste 75cl.-Flasche Wein, die sich auf der Weinkarte des betreffenden Betriebes befindet. Warum? Wenn ich anstatt die mitgebrachte Flasche die preiswerteste im Restaurant trinke, so hat der Wirt - respektive sein Team - genau die gleiche Arbeit. Er verdient so sogar noch etwas mehr, weil er keinen Warenaufwand hat. Je nobler das Restaurant ist, so teurer wird die günstigste Flasche Wein sein, also gleicht sich hier auch der Standard aus.

Meist ist ja die Chefin oder der Chef vom Haus selbst ein Weinliebhaber. So kann man ihm auch anstatt das Korkengeld zu entrichten auch einen angemessenen Schluck von der mitgebrachten Flasche offerieren. Das kommt dann aber eventuell teurer als das Korkengeld...

 


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